Atomenergie vs. gesunden Menschenverstand

Atomenergie vs. gesunden Menschenverstand  oder das kleine 1 x 1 der Schrottmeiler!

Es sind gerade einmal 5 Jahre vergangen seit Fukushima (05. März 2011). Danach entschied die Bundesregierung, alle Atomkraftwerke bis Ende 2022 abzuschalten. Zurzeit sind in Deutschland noch 8 AKWs in Betrieb (Stand März 2016). Doch was nützt diese Maßnahme, solange nahe der Deutschen Grenze immer noch Atomkraftwerke betrieben werden? Hinzukommt dass einige dieser Meiler extrem Störanfällig sind.

cooling towersDabei wird in der Presse immer wieder das AKW Tihange in Belgien genannt. Natürlich ist dieses AKW ein Problem, aber ich habe mir mal die Mühe gemacht und ein wenig recherchiert. Insgesamt stehen im benachbarten Ausland 14 Atomkraftwerke entlang der deutschen Grenze. Davon sind, inklusive Tihange, neun älter als 30 Jahre. Was viele zudem auch nicht wissen, Tihange ist ja nicht bloß ein AKW, sondern es besteht aus 4 Blöcken, genaugenommen sind das 4 AKWs. Abgesehen von einer Kettenreaktion, die sich auf alle 4 Blöcke ausweiten könnte (so wie bei der Katastrophe von Fukushima) ist das Risiko eines einzelnen Störfalles ebenfalls viermal so hoch. Dabei ist Störfall auch nicht gleich Störfall. Man unterscheidet zwischen STÖRUNG, STÖRFALL, ERNSTER STÖRFALL, UNFALL, ERNSTER UNFALL, SCHWERER UNFALL und KATASTROPHALER UNFALL. (Quelle: INES = International Nuclear Event Scale)

Man sollte also immer genau zuhören, wenn mal wieder über Probleme in Atomkraftwerken berichtet wird. Eine STÖRUNG bspw. bezeichnet „bloß“ eine Abweichung vom normalen Betrieb der Anlage. Ein STÖRFALL hingegen bezeichnet den begrenzten Ausfall der gestaffelten Sicherheitsvorkehrungen. Beide Stufen haben jedoch keine Auswirkungen auf Gebiete außerhalb der Anlage. Erst wenn von einem ERNSTEN STÖRFALL die Rede ist, ist es zu schweren Kontaminationen und/oder akuten Gesundheitsschäden beim Personal gekommen und es wurde auch eine „ sehr geringe“ Menge an Strahlenexposition (Strahlenbelastung) freigesetzt, von welcher die Bevölkerung betroffen ist. Betroffen davon ist in diesem Falle aber „nur“ die Bevölkerung, die in der Nähe des Atomkraftwerkes wohnt. Wie stark die einzelne Strahlenkonzentration dabei allerdings ist, hängt auch stark von der Windgeschwindigkeit und der Windstärke ab. Starker Wind fächert die Strahlenexposition auseinander, verdünnt sie sozusagen und die Windrichtung bestimmt zudem die Richtung. So kann es sein, dass jemand der nur 5 KM in östlicher Richtung vom Störfallort entfernt wohnt weniger oder gar nichts abbekommt, als jemand der 10 KM in westliche Richtung entfernt wohnt. Wenn der Wind nämlich nach Westen weht, haben die Anwohner im Osten wahrscheinlich noch mal „Glück“ gehabt. Das alles ist natürlich sehr laienhaft ausgedrückt, aber ich glaube jeder versteht, was ich sagen will. Erst wenn man von einem UNFALL in einem AKW spricht, kam es auch zu mindestens einem Todesfall durch Strahlenexposition, sowie zu einer „geringen“ Freisetzung von Strahlenexposition. Bei einer „geringen“ Freisetzung redet man von 10 bis einige 100 TBq. —Und jetzt komme ich an dem Fachchinesisch leider auch nicht vorbei. Also versuche ich es einmal zu erklären:

** Bq steht für Becquerel und TBq für Terabecquerel.

** Bq ist die SI-Einheit (Système International für physikalische Größen) der Aktivität (A) einer Menge einer radioaktiven Substanz. Dabei entspricht 1 Bq dem radioaktiven Zerfall pro Sekunde.

** Ein TBq sind 12 Bq.

…Wie viel davon allerdings schädlich ist, weiß wohl niemand so genau oder man will es einfach nicht an die große Glocke hängen. Wenn man allerdings von einem UNFALL spricht und dabei 10 bis einige 100 TBq in die Bevölkerung gelangten, dann kam es im AKW selbst schon zu schweren Kontaminationen und/oder Strahlenbelastungen des Personals, die zu akuten Gesundheitsschäden führen können — in der in der Größenordnung 1 Sievert! Sievert ist die Äquivalentdosis der von einem Körper aufgenommenen Energiedosis/Strahlenmenge. Dabei klingt 1 Sievert irgendwie wenig — obwohl man dabei schon von einer hohen Dosis und einem großen Wert spricht. Deshalb benutzt man in der Regel auch eher den Ausdruck Millisievert (mSv). 1Sv = 1.000 mSv. Nach gegenwärtigen Erkenntnissen treten bei Menschen bereits bei „kurzzeitiger“ Strahlenbelastung ab 250 mSv, also einem viertel Sievert, Schäden auf. Eine Bestrahlung mit 5.000 mSv oder 5 Sv hingegen ist tödlich. (Quelle: www.lernhelfer.de)

Zurück zu den TBq: Nach dem UNFALL kommt die Bezeichnung ERNSTER UNFALL. Während es dabei im AKW zu schweren Schäden am Reaktorkern kommt, kommt es außerhalb zu einer Freisetzung von Strahlenexpositionen in der Größenordnung von einige 100 bis einige 1.000 TBq, welche immerhin schon den Einsatz einzelner Katastrophenschutzmaßnahmen erforderlich machen. Außerdem gibt es mehrere Todesfälle durch Strahlenexposition in den umliegenden Gebieten nahe des AKWs. Beim absoluten Super Gau dann, mit der Bezeichnung KATASTROPHALER UNFALL, muss es zu einer Freisetzung von mindestens 10.0000 TBq kommen. Das ist eine Menge die ausreicht, um gesundheitliche Spätschäden über große Gebiete, ggf. in mehr als einem Land auszulösen. In Tschernobyl waren es in Wirklichkeit allerdings ca. 4.000.000 und 6.400.000 TBq und in Fukushima ca. 500.000 bis 1.000.000 TBq. (Quelle: Wikipedia)

…Ich denke mit diesen Werten bekommt auch jeder ein Gefühl dafür wie viele TBq verträglich sind.

Zurück zu den Atomkraftwerken.

In Deutschland sind, wie schon erwähnt, noch acht Stück am Netz.

Von Nord nach Süd währen das:

BROKDORF**, Inbetriebnahme 1986, Anzahl der Störfälle: 218

EMSLAND, Inbetriebnahme 1988, Anzahl der Störfälle: 125

GROHNDE**, Inbetriebnahme 1984, Anzahl der Störfälle: 232

PHILIPPSBURG BLOCK 2**, Inbetriebnahme 1984, Anzahl der Störfälle: 208

NECKARWESTHEIM BLOCK 2**, Inbetriebnahme 1989, Anzahl der Störfälle: 87

GRUNDREMMIGEN BLOCK B**, Inbetriebnahme 1984, Anzahl der Störfälle: 117

GRUNDREMMIGEN BLOCK C**, Inbetriebnahme 1984, Anzahl der Störfälle: 103

ISAR BLOCK 2, Inbetriebnahme 1988, Anzahl der Störfälle: 75

**Sogenannte Schrottmeiler, die älter sind als 30 Jahre oder zumindest in diesem Jahr 30 Jahre alt werden. (Quelle: www.global2000.at)

In der Nähe zur deutschen Grenze gibt es weitere 14 AKWs:

Belgien 3 AKWs:

TIHANGE BLOCK 1**, Inbetriebnahme 1975

TIHANGE BLOCK 2**, Inbetriebnahme 1982

TIHANGE BLOCK 3**, Inbetriebnahme 1985

Luxembourg 4 AKWs:

CATTENOM BLOCK 1**, Inbetriebnahme 1986

CATTENOM BLOCK 2, Inbetriebnahme 1987

CATTENOM BLOCK 3, Inbetriebnahme 1990

CATTENOM BLOCK 4, Inbetriebnahme 1991

Frankreich 1 AKWs:

FESSENHEIM**, Inbetriebnahme 1977

Schweiz 4 AKWs:

LEIBSTADT**, Inbetriebnahme 1984

BEZPAU BLOCK 1**, Inbetriebnahme 1969

BEZPAU BLOCK 2**, Inbetriebnahme 1971

GÖSGEN**, Inbetriebnahme 1979

Tschechien 2 AKWs:

TEMELIN BLOCK 1, Inbetriebnahme 2000

TEMELIN BLOCK 2, Inbetriebnahme 2002

Und natürlich gibt es auch noch jede Menge Atomkraftwerke, die zwar nicht in unmittelbarer Nähe zur deutschen Grenze gebaut wurden, die unser Leben bei einem Super Gau aber dennoch massiv gefährden könnten (je nach Windrichtung). Dazu gehören das AKW Borssele, Bj. 1973, in den Niederlanden, die AKWs Doel, Blöcke 1-4, Bj. 1975-1985, in Frankreich und bspw. die AKWs Dukovani, Blöcke 1-4, Bj. 1985-1987, in Tschechien — neben vielen, vielen anderen!

Was die Störungen und Störfälle in den ausländischen AKWs angeht, so habe ich darüber auch nichts Genaues, in Bezug auf die Anzahl und den Schweregrad, finden können. Wer sich jedoch dafür interessiert, der findet unter folgendem Link eine Europakarte, auf der alle AKWs verzeichnet sind. Klickt man auf die jeweiligen AKW-Symbole erfährt man mehr über den Typ, das Baujahr und auch über Störfälle die an die Öffentlichkeit gelangten. https://www.google.com/maps/d/viewer?mid=zkGHDqB-pmbM.kiqTqtDk3KRI&hl=de

TschernobylWas mich betrifft, so brauche ich auch gar keine genauen Angaben über Störungen oder Störfälle in ausländischen AKWs. Ich habe einfach die Laufzeiten der acht noch in Deutschland befindlichen AKWs durch die Summe der von dort bekannten Störungen/Störfälle geteilt. Demnach kommt es im Durchschnitt zu 4.8 Störungen/Störfälle pro Jahr, in jedem der noch in Betrieb befindlichen deutschen AKWs. Und das sind wohlgemerkt nur die Probleme, die auch an die Öffentlichkeit gelangen. Was das angeht, so bin ich mir nämlich ziemlich sicher, dass die Dunkelziffer hier wesentlich höher ist und ich für meinen Teil glaube auch, dass wir schon wesentlich öfter an einem Gau nur gerade so vorbeigeschlittert sind, als allgemein hin angenommen! Ich habe mir auch bewusst nicht die Mühe gemacht, die unterschiedlichen AKW Typen mit aufzulisten. Zurzeit zeigt ja die ganze Welt auf AKWs vom Typ wie dem in Fukushima. Mag sein, dass dieser Reaktortyp in Erdbebengebieten ein besonders hohes Risiko birgt — aber wieso stehen überhaupt AKWs in Gebieten, wo es regelmäßig zu Erdbeben kommt? Es mag auch sein, dass man sich in den 60ziger und 70zigern nicht anders zu helfen wusste, als mit Atomkraftwerken, um die Menschheit mit genügend Energie zu versorgen. Und ich bin mir auch ziemlich sicher, dass die Regierungen die Atompolitik damals nicht bis zu Ende dachten oder zumindest nicht bis zu Ende denken wollten. Wohin bspw. mit dem ganzen Atommüll? Sicherlich könnte man den ganzen Mist einfach ins All schießen und damit würde die Menschheit dann — im wahrsten Sinne des Wortes — zur größten Dreckschleuder im Universum avancieren!

Egal, ob in der Flüchtlingspolitik oder der Energiepolitik: Regierungen handeln erst, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist. Es erforderte erst einen weiteren KATASTROPHALEN UNFALL in Fukushima, damit zumindest einige Länder handelten. Viele dieser Länder haben mittlerweile aber auch schon wieder Rückzieher gemacht. Selbst in Japan werden wieder neue AKWs gebaut. Mal sehen, ob in Deutschland das letzte AKW tatsächlich 2022 abgeschaltet wird. Wie sagt man so schön: Bis dahin fließt noch viel Wasser den Rhein entlang. Hoffen wir, dass dieses Wasser dann nicht schon radioaktiv verseucht sein wird.

EON, RWE und Vattenfall haben zudem eine Klage beim Bundesverfassungsgericht eingereicht. Ihrer Meinung nach war die Atomausstiegserklärung von 2011 rechtlich nicht korrekt. Sie fordern von der Bundesregierung nun eine Entschädigung, weil sie sozusagen enteignet wurden. Also schauen wir mal, ob wir in acht Jahren tatsächlich komplett aus der Versorgung mit Atomstrom aussteigen. Ich wähle hier auch bewusst die Formulierung „aus der Versorgung mit Atomstrom“, denn neben den acht AKWs, die in Deutschland noch in Betrieb sind, kommt natürlich auch noch die Urananreicherungsanlage in Gronau, bei Osnabrück hinzu. Dort werden jedes Jahr 4.500 Tonnen angereichertes Uran hergestellt — was für die Nutzung in Atomkraftwerken erforderlich ist. Dieses Werk birgt fast dieselben Gefahren wie ein Atomkraftwerk.

self-sufficient skyscraperHochhaus mit Windturbinen BahrainUnd dabei wäre alles doch so einfach. Man muss wirklich kein Ökonom oder Energiewissenschaftler sein, um zu wissen, wie schnell und einfach man ein Land mit erneuerbaren Energien komplett versorgen kann. Nur die Atom- und Braunkohle- und Erdöllobbyisten, die wollen uns immer noch das Gegenteil weismachen. Viele von euch können sich wahrscheinlich noch gut daran erinnern, wie schnell die Regierung 1984 die Einführung von Katalysatoren in Kraftfahrzeugen (KAT genannt) einführte. Damals ging es darum, der Bildung von Smog und saurem Regen vorzubeugen und so auch das Waldsterben zumindest einzudämmen — und ganz Europa machte damals mit. Ähnlich verhielt es sich bei der Abschaffung von Sprühdosen die mit FCKW betrieben wurden, weil dies die Ozonschicht zerstört. Die Folgen wären/sind ein vermehrtes Auftreten von Hautkrebs und Augenerkrankungen bei Menschen und eine gestörte Photosynthese bei Pflanzen, sowie der Entstehung von Kleinstlebewesen im Meer. Außerdem vergrößert FCKW den Treibhauseffekt. Das alles klingt schlimm — im Vergleich zu einem atomaren Super Gau, der riesige Landstriche für Jahrhunderte unbewohnbar machen würde, klingt es jedoch noch vergleichsweise harmlos. Warum ist es also so schwierig, auch in Bezug auf den Atomausstieg — zumindest für Europa — Nägel mit Köpfen zu machen?

Kleine WindkraftanlageSo könnte man z.B. jeden Hausbesitzer dazu verpflichten, sein Haus innerhalb von zwei Jahren mit sogenannten Miniwindrädern auszustatten oder mit Solarzellen und mit Erdwärme. Statt weiter diskret die Braunkohl zu subventionieren, könnte man dann den Hausbesitzern, die die Kosten hierfür nicht selbst tragen können zinslose Darlehen anbieten. Tilgen könnten sie das Darlehen dann mit dem Geld, dass sie künftig an Strom und Heizkosten sparen. Dies würde uns unabhängiger machen, auch von Putin und GasProm! Auch die Errichtung von weiteren Windparkanlagen wäre nur eine Möglichkeit von vielen, um den Atomausstieg schon innerhalb von zwei bis drei Jahren wirklich europaweit umzusetzen! Es gibt viele kreative Forscher und Wissenschaftler, die sich dazu sehr eingehend ihre Gedanken gemacht haben und genau wissen, wie man das alles umsetzen könnte! Leider ist die Atomlobby sehr mächtig. Wenn man dieses „gesunde Energiekonzept“ jedoch einmal weiterspinnt, so könnten die Menschheit und die Umwelt auch in vielerlei anderer Hinsicht sehr davon profitieren. Wenn ich bspw. erst einmal Solarzellen auf meinem Hausdach habe — warum soll ich mir dann überhaupt noch ein Auto mit Verbrennungsmotor kaufen und Geld für teures Benzin ausgeben? Gut, der Trend der Elektroautos ist eh nicht mehr aufzuhalten und ich prophezeie hiermit, dass in 20 Jahren mindestens die Hälfte aller Autos elektrisch fährt und die Produktion von benzinbetriebenen Autos bis dahin auch so gut wie eingestellt sein wird. Doch zurzeit werden immer noch weltweit Milliarden in die Entwicklung von gesundheitsschädlichen und umweltschädlichen Energieversorgungssystemen gesteckt, dabei gibt es schon lange Pläne zur Erzeugung von umweltfreundlicher und „gesunder“ Energie. In Bahrain wurde schon 2008 das Bahrain World Trade Center eröffnet — bis zu 15 Prozent des anfallenden Energiebedarfs werden bei dem Gebäude durch integrierte Windturbinen gedeckt. Ein deutscher Architekt hat zudem Pläne für den Bau des ersten „self-sufficient skyscraper“ entwickelt — einem autarken Wolkenkratzer, der vollkommen unabhängig seine eigene Energie erzeugt. Das Projekt sollte ebenfalls in Bahrain umgesetzt werden — leider ging den Königskindern dort vorher das Geld aus.

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